Das Wort Panorama stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Gesamtschau“ oder Gesamtübersicht. Das Kaiser-Panorama knüpft mediengeschichtlich an die großen Rundpanoramen an, die Ende des 18. Jahrhunderts als monumentale Schaustätten aufkamen. In diesen Ur-Panoramen wurde der ein Eintrittsgeld zahlende Betrachter von seinem Platz im meist erhöhten Zentrum der Rotunde Teil eines großen Szenarios, etwa einer Schlacht, eines Feldzuges oder eines Landschaftsgemäldes mit Anhöhen und Tälern, Burgen und Bauernhöfen, Straßen und Flusslandschaften und vielem anderen mehr.
Der Nachteil dieser großen Panoramen war die aufwendige Herstellung der Bilder und oftmals vorgelagerten Kunstlandschaften, die nur alle paar Jahre einmal gewechselt wurden und ein eigenes, oft mehr als 40 Meter durchmessenden Gebäude notwendig machten. Damit liegt nahe, dass sich solche Panoramen nur in großen Weltstädten wie London, Paris oder Berlin einige Zeit halten konnten und darüber hinaus lange Zeit brauchten, bevor sie sich bezahlt machten.
Sie wurden von einer neuen, praktischeren Erfindung abgelöst, die sowohl die Herstellung der Bilder als auch deren Wechsel stark vereinfachte. Die Zeit, in der diese neue Erfindung in Mode kam, verlieh diesem neuen Schaumedium seinen pathetischen Namen.
Das „Kaiser“-Panorama fußte auf der Entdeckung der 3-D-Fotografie, die schon auf der Weltausstellung 1851 in London mit einer doppelobjektivigen Stereokamera vorgestellt wurde und von dort aus einen Boom auslöste, der bis in die 1870er Jahre reichte. Die bis dahin einzeln vertriebenen Stereofotos und dazugehörigen Betrachter wurden mit dem Kaiser-Panorama durch eine neue Vertriebsform abgelöst, die es ermöglichte, Bilderreihen gegen Entgelt vorzuführen. Der Betrachter saß nicht mehr im Inneren der Rotunde, sondern schaute hinein und erhielt dank des 3-D-Effektes trotzdem das Gefühl, Bestandteil seines Szenarios zu sein. Die Szenarien blieben nicht konstant sondern wechselten mit jedem Bild, welches von einer an die Erzählungen Jules Vernes erinnernden Maschine von Platz zu Platz transportiert wurden. War man eben noch auf dem Marcusplatz in Venedig, so sah sich der Betrachter in der nächsten Aufnahme bereits bei einer Fahrt über die Lagune, um bei der übernächsten schon unter einer der berühmten venezianischen Brücken hindurch zu fahren.
Da die je 50 Aufnahmen umfassenden, handkolorierten 3-D-Aufnahmen jede Woche neu eingelegt wurden, gehen sowohl die filmische Wochenschau als auch die Filmringleihe auf das Organisationsprinzip der Kaiser-Panoramen zurück. Aufgrund Ihres großen Erfolges ab 1880 hatten sich bis 1910 rund 250 Spielstätten in Deutschland etabliert. Die Zentrale befand sich in der Kaiser-Passage in Berlin zwischen Friedrichstraße und Unter den Linden und versorgte die selbständigen Panoramisten aus einem Fundus von zuletzt weit über 2000 Serien.
Celle erhielt erst relativ spät, im Jahr 1907 ein fest etabliertes Gerät am Brandplatz/Ecke Neue Straße gegenüber den heutigen Kammerlichtspielen. Obwohl es bereits seit 1908 in der Schuhstraße und seit 1913 sogar am gleichen Platz Konkurrenz durch das Kino gab, hielt sich das Kaiser-Panorama, welches 1920 noch in „Welt“-Panorama umfirmiert werden musste, bis zur Einführung des Tonfilms in Celle 1930.
Danach wurde es aus Platzmangel und wirtschaftlichen Gründen zerlegt. Die letzten Reste wurden erst 1985 wiederentdeckt. 1992 feierte das Kaiser-Panorama in Celle sein Comeback mit fast 12.000 Besuchern in sechzehn Ausstellungswochen und es gründete sich ein wohl weltweit einzigartiger Förderverein, der sich zur Aufgabe gemacht hat, das noch vorhandene Bildgut aufzubereiten und wieder nutzbar zu machen. Der Förderverein für Kaiser-Panoramen e. V. mit Sitz in Celle ist Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Stereoskopie und einiger weiterer photographischer Gesellschaften. Er ist damit Bindeglied zwischen der historischen und der modernen 3-D-Fotografie und zugleich Anlaufstelle für die jetzt wieder zunehmenden Anwender von Kaiser-Panorama-Technik.
So bietet der Circus Roncalli bereits seit einigen Jahren ein historisches Kaiser-Panorama an, dass für Veranstaltungen gebucht werden kann. Das Überseemuseum in Bremen lässt sich bereits zum zweiten Mal Vorführeinrichtungen für eine Dauerausstellung bauen und im letzten original erhaltenen Kaiser-Panorama Österreichs in Wels, das von Mitgliedern des Celler Fördervereines entdeckt und einer fachmännischen Restaurierung zugeführt wurde, kursieren zeitweise sogar 3-D-Visionen zeitgenössischer Künstler.
Das Kaiserpanorama im Stadtmuseum Wels
Darüber hinaus gibt es inzwischen wieder über 20 Standorte von Kaiser-Panoramen, die teils historisches, teils modernes Bildgut im Rahmen ihrer Dokumentationen einsetzen. Die Hälfte dieser Standorte ist erst nach 1992, und teilweise unter intensiver Mitwirkung des Celler Vereins entstanden.